Willkommen Klimawandel

David Dürr - Basler Zeitung 04.10.2013


Vor allen Wahlen fordern alle Kandidaten: Den „Change“, die Änderung, den Wandel. Und jetzt, wo es offenbar tatsächlich einen Wandel gibt, nämlich denjenigen des Klimas, ist es doch nicht recht. Nicht nur, dass der Klimawandel nicht begrüsst wird, nein er wird mit gigantischen Ressourcen bekämpft. Ja, es ist so etwas wie ein staatlicher Krieg gegen den Klimawandel im Gang. Ein „War on Climate Change“ könnte man in Assoziation zum ungefähr gleich grotesken „War on Drugs“ der USA sagen.

Ich halte es da anders: Willkommen Klimawandel! Nicht weil ich mir von ihm besondere Vorteile verspreche, aber weil ich gegenüber Veränderungen grundsätzlich positiv eingestellt bin. Und solange darin keine besonderen Nachteile zu erkennen sind, besteht kein Anlass, eine künstlich geschürte Aufregung mitzutragen. Schon gar nicht, wenn sich diese– einmal mehr – als gigantische Beschäftigungsmaschinerie für staatlich finanzierte Regulierungsstrategien erweist, gesät auf dem äusserst fruchtbaren Nährboden der Angst vor allem Unbekannten, Neuen und damit auch vor jeder Veränderung.

Und es ist erstaunlich, was auf diesem Nährboden alles wächst: Aktuell etwa der fünfte Bericht der UNO-Organisation Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der vor wenigen Tagen am Klimagipfel in Stockholm präsentierte wurde. An diesem Bericht haben seit Jahren Legionen von gut bezahlten Wissenschaftlern gearbeitet, dabei unzählige Erhebungen vorgenommen, überprüft, ausgewertet, kommentiert und wieder durch neue Erhebungen verifiziert. Herausgekommen ist eine überaus technische Abhandlung von 2‘216 Seiten und eine etwas besser lesbare Zusammenfassung von 36 Seiten. Diese richtet sich an die „Policymakers“, auf dass diese möglichst viele Vorschriften gegen den CO2-Ausstoss erlassen mögen. Denn es gebe eine menschenverursachte Erwärmung der Erdatmosphäre, die zu einem Rückgang von Eis und Schnee und zu einer Erhöhung des Meeresspiegels führe.

Was der Bericht aber nicht erwähnt und mir auch noch niemand – ganz einfach und laiengerecht – erklären konnte, ist, wo denn bei dieser Klimaerwärmung das Problem liegt. Es ist ja nicht so, dass es plötzlich so heiss wird, dass wir eines Morgens ahnungslos auf die Strasse treten, auf der glühenden Asphaltstrasse kleben bleiben und bei glühender Hitze elend zu Tode schmachten. Nein, Klimaerwärmung im Sinn des IPCC ist etwas ziemlich Undramatisches, nämlich eine Erwärmung um 1,6 Grad Celsius, je nach Szenario auch doppelt so viel. Und dies nicht etwa pro Jahr (was auf die Länge wohl schon etwas unangenehm würde), sondern für den Zeitraum zwischen 1900 und 2100. Und bei der Erhöhung des Meeresspiegels redet man von 26 bis – sage und schreibe – 86 Centimetern. Kein Wunder beschäftigt sich der grösste Teil des Berichts mit der Frage, ob seine Aussagen überhaupt wissenschaftlichen Anforderungen genügen.

Und wenn es nun tatsächlich im Jahr 2100 zwei Grad wärmer wäre als heute? Dann hätten halt meine lieben Ur-Ur-Enkel leicht tiefere Heizkosten als ich heute. Das gönne ich Ihnen. 

Zurück zu den Medien