Der König und sein Klima

David Dürr - eigentümlich frei 01.02.2018


Das Camelot-Musical wurde in Bonn wieder aufgeführt

Wissen Sie, wo Camelot liegt? Das ist das Land des sagenumwobenen Königs Arthus. Eine wundervolle Welt, vor allem klimatisch. Denn der König höchstpersönlich hat angeordnet, dass in seinem Camelot das Klima perfekt sein müsse. Im hübschen Klimalied des Camelot-Musicals, in den Sechzigerjahren am Broadway von Richard Burton mit ironischer Ernsthaftigkeit und betörend sonorer Stimme gesungen, tönt das so:

  • It's true, it's true, the crown has made it clear, The climate must be perfect all the year.(S’ ist wahr, s’ ist wahr, die Krone macht es klar: Das Klima muss perfekt sein s‘ ganze Jahr.)

Und eben dafür werden dann skurril detaillierte, mehr oder weniger zusammenpassende Vorschriften in verbindliche Gesetze gefasst, nämlich: 

  • Juli und August dürfen nicht zu heiss sein.

  • Für Schnee gibt es eine gesetzliche Limite, Winter ist generell bis Dezember verboten, und muss spätestens am zweiten März beendet sein.

  • Sommer hat verbindlich bis September zu dauern, Regen hat erst nach Sonnuntergang zu fallen, Um acht Uhr morgens hat der Frühdunst zu verschwinden.

  • Der Schnee der Berge darf nicht matschig werden, und spätestens um neun Uhr abends muss der Mond erscheinen.

Deshalb, so der Sänger, gebe es ganz einfach keinen besseren Ort auf dieser Welt als Camelot. Wie gesagt, eine wirklich hübsche, in lustigem Rhythmus hüpfende, in ihrer ironischen Beflissenheit echt amüsante Parodie. Grossartig, wie da mit schalkhaft gespieltem Ernst die unausrottbare Borniertheit obrigkeitlicher Anmassung zur verbindlichen Durchsetzung der besten aller Welten ad absurdum geführt wird. Und augenzwinkernd wendet sich der Sänger zum Publikum:

  • I know it gives a person pause, but in Camelot, Camelot those are the legal laws.(ich weiss, dass gibt zu denken, doch in Camelot, Camelot, sind das die strikten Gesetze.)

Übrigens: Vor wenigen Tagen ging eine Neuinszenierung dieses Musicals in Bonn über die Bühne. Den Titel hat man geändert von „Camelot“ in „Klimagipfel Bonn“, der Inhalt war aber der gleiche. Ich war selbst nicht dort, habe mir aber sagen lassen, dass die erwähnte Ernsthaftigkeit zur verbindlichen Durchsetzung der besten aller Welten derart gut inszeniert gewesen sei, dass einige Zuschauer am Schluss gar meinten, sie sei echt. Das ging so weit, dass sie allen Ernstes beim Hinausgehen aus dem Theatersaal verlangten, dass nun endlich strikte Gesetze mit Zwang durchzusetzen seien, um die Wärme bis in hundert Jahren um nicht mehr als 1,5 Grad Celsius zu erhöhen; und dies nicht nur in Camelot, sondern gleich auf der ganzen Welt.

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