Schwarz und Rot ergibt Braun - Eine kleine politische Farbenlehre

David Dürr - eigentümlich frei 01.03.2018


In farbigen Grafiken über Wähleranteile ist der Balken der Union jeweils schwarz, jener der SPD rot und jener der drittstärksten Partei, der AfD, blau. Gegner der AfD malen diese aber auch braun; warum sei ja klar: Zu einer derart unappetitlichen Nazipartei passe die Farbe der NSDAP, die ja braun war.

Warum eigentlich gerade Braun? Wofür steht das? Eine reine Farbe ist es nicht, sondern eine Mischung aus Grundfarben. Jeder Hobbymaler weiss, dass wenn er Rot nimmt und etwas Schwarz dazu mischt, er dann Braun bekommt. Also sollte man eigentlich nicht der AfD, sondern der Groko, dieser so hartnäckigen Mischung aus Rot und Schwarz, die Farbe Braun geben. 

Ich meine das natürlich nicht als Hobbymaler (der ich gar nicht bin), sondern politisch. Was CDU, CSU und SPD da zusammenmalen, ergibt ein durchaus bräunliches Gemisch:

Da ist einmal der ungezügelte Drang, an die Macht zu kommen, an dieser zu bleiben und sie unter gar keinen Umständen mehr abzugeben. Angeblich fundamentale Unterschiede der Parteiprogramme – christlich versus sozialistisch – lösen sich rasch in Luft auf, wenn sie der Regierungsmacht im Weg stehen. Da kann ein SPD-Vorsitzender des Morgens die Groko ablehnen, des Mittags vom SPD-Bundespräsidenten gemassregelt werden, um des Abends dann wieder voll zur Groko zu stehen. Dass das Stimmvolk ganz offensichtlich weder Schwarz noch Rot mehr an der Macht will, interessiert nicht. Das erinnert doch sehr an jenen Sündenfall der Weimarer Republik, als die NSDAP zwar Wahlstimmen verloren hatte, geschickte Verhandlungen unter machtgierigen Parteien dann trotzdem Hitler an die Macht brachten.

Dann sind da die typisch roten Postulate, die so etwas wie das politische Kernelement der national-sozialistischen Arbeiter-Partei ausmachten mit deren betont antikapitalistischer und antiliberaler Ausrichtung. Manche Linke bestreiten heute zwar vehement, dass die Nationalsozialisten Sozialisten gewesen seien; und in der Tat waren Linke damals Gegner der Nazis. Doch ist Sozialismus nicht eine Frage von links versus rechts, sondern von Kollektivierung versus individuelle Freiheit. Und Letztere war im Nationalsozialismus ja nicht wirklich gross geschrieben.

Und die „Schwarzen“? Das war ursprünglich eine saloppe Bezeichnung für die schwarz gekleideten, vor allem katholischen Priester, deren Farbe man dann mit den christlich ausgerichteten politischen Bewegungen assoziierte, namentlich auch der CDU/CSU nach dem zweiten Weltkrieg. Eine gewisse Rolle spielte übrigens auch die katholische Soziallehre, zu der ebenso gut Rot passen würde. Jedenfalls hatten das Christentum und speziell auch der Katholizismus (katholos = allumfassend) noch nie Berührungsängste gegenüber einem alleinseligmachenden Machtzentrum. 

Das Problem sind letztlich aber nicht die Roten oder die Schwarzen als solche, sondern dass es Gruppierungen gibt, die sich verbünden mit dem einzigen Zweck, über alle Menschen im ganzen Land zu herrschen. Da kann gar nichts anderes als ein hässliches Braun herauskommen. Auch das Jamaika-Gemisch aus Schwarz Gelb und Grün hätte – zur Verblüffung der Hobbymaler – Braun gegeben.

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