Berliner Bandenkrieg 

David Dürr - eigentümlich frei Dezember 2020

In den letzten Wochen machte in Deutschland ein Bandenkrieg Schlagzeilen. Da ging es wieder mal um Millionen, um Erpressung und um handfeste Gewalt.

Die beiden involvierten Gangs lagen sich schon lange in den Haaren. Auf der einen Seite ein in Berlin heimisch gewordener palästinensischstämmiger Familienclan, auf der anderen Seite eine in Berlin enorm dominante Gewaltorganisation, die sich den Zynismus leistet, einen provozierend seriösen und geradezu offiziellen Namen zu führen, nämlich «Land Berlin». Unseriös und rücksichtslos sind sie aber alle beide. Beide haben nur ein Ziel, nämlich ihre Macht im Territorium Berlin auszubauen und durchzusetzen, wenn es sein muss auch gerne mit handfester Gewalt. Dass sich die beiden schon bald ins Gehege kamen, war also abzusehen.

Allerdings lag dies nicht primär am Familienclan, der gescheit genug war, sich nicht mit der viel grösseren, mächtigeren und vor allem auch stärker bewaffneten Berlin-Gang anzulegen. Er gab sich mit kleineren Jagdrevieren zufrieden und übte sein Gewerbe – schwergewichtig Schutzgelderpressungen – bei eher situativ herausgepickten Firmen aus, vor allem in der Gastro- und Unterhaltungsbranche; die Rapperszene scheint zu den besonders guten «Kunden» des Familienclans gehört zu haben. 

Der Berlin-Gang hätte das eigentlich egal sein können, deckte sie mit ihren Schutzgelderpressungen doch das gesamte Territorium Berlin ab; da kamen nicht bloss Millionen, sondern gar Milliarden zusammen. In aller Regel musste sie nicht einmal Gewalt anwenden, um zu ihrem Geld zu kommen. Es genügte, dass sie hin und wieder Zahlungsverweigerer herauspickte, sie zu massiven Nachzahlungen zwang, mitunter auch einsperrte und sie dann noch genüsslich als «Steuerhinterzieher» an den Pranger stellte, wo sie von der Klientel der Berlin-Gang kräftig bespuckt und beschimpft wurden. Ja selbst der erwähnte Familienclan, vorsichtig wie er war, entrichtete der Berlin-Gang minimale Schutzgelder. Dies alles war der Berlin-Gang aber nicht genug; ihr Monopol musste lückenlos und flächendeckend sein; Konkurrenz, und war sie noch so klein und ungefährlich, konnte sie aus Prinzip nicht dulden, der Familienclan musste weg.

Gelegenheit dazu bot sich schon vor Jahren, als Opfer des Familienclans sich über Einschüchterungen, Erpressungen und Gewaltakte beschwerten und sich hilfesuchend an die Berlin-Gang wandten, damit diese sozusagen als oberste Territoriums-Polizei für Ruhe und Ordnung sorge. Doch das interessierte diese nicht sonderlich. Zwar legte sie bei ihrem sogenannten «Landeskriminalamt» (man beachte wiederum die Nomenklatur!) lustlos eine Akte an, wirklich aktiv wurde sie aber nicht. Denn ihr selbst brachte es ja nichts, sich für andere Leute und deren Sorgen einzusetzen. Bewegung kam erst auf, als ein arg gebeuteltes Opfer des Familienclans auf die Idee kam, diesen eines Delikts zu bezichtigen, das die Aufmerksamkeit der Berlin-Gang nicht verfehlen konnte, nämlich dass der Familienclan der Berlin-Gang Schutzgelder hinterzogen habe. – Da ging nun aber die Post ab! Nicht weniger als 300 Leute des «Landeskriminalamts» durchkämmten Geschäftsräume und Wohnungen des Familienclans und packten nebst Unterlagen vor allem auch alles Geld ein, das da herumlag. Millionen sollen es gewesen sein. 

Und als sich der Familienclan für sein ddoch so redlich verdientes Geld wehrte, lachte ihn die Berlin-Gang nur aus: Das sei doch alles bloss erpresstes Schutzgeld!


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