Die Staatsform der Bananenrepublik

David Dürr - Eigentümlich frei März 2019


Kennen Sie den Unterschied zwischen den Staaten Venezuela, Kongo und Deutschland? – Es gibt keinen. Alle drei sind Republiken: die „Demokratische Republik Kongo“, die „Bolivarische Republik Venezuela“ und die „Bundesrepublik Deutschland“. Unter „Republik“ – wörtlich aus dem Lateinischen: Öffentliche Angelegenheit – versteht man eine Staatsform, bei der die Öffentlichkeit, das heisst das Volk, das Sagen hat. Und eben dies ist sowohl in Venezuela, im Kongo und in Deutschland der Fall.

Doch Hand aufs Herz! Ging Ihnen nicht eben durch den Kopf, dass es sehr wohl einen Unterschied zwischen Deutschland und jenen veritablen Bananenrepubliken gebe, wenn man an die politischen Debakel denkt, die sich zurzeit gerade in Venezuela und im Kongo abspielen? Und wenn Ja: Was ist das eigentlich, eine „Bananenrepublik“? Und weshalb sollen Venezuela und der Kongo solche sein, Deutschland aber nicht?

Mit dem eigenartig kulinarisch-politischen Begriff meint man eine korrupte Pseudorepublik in der Art, wie sie etwas klischeehaft bei bananenexportierenden Staaten in Afrika und Mittelamerika vorkommen sollen; wo verantwortungslose, einzig auf ihrer eigene Macht erpichte Clans nichts anderes tun, als sich untereinander um die höchste Macht im Land zu balgen. Wer schliesslich den Kampf gewinnt, den interessiert nicht, was das Volk, sondern nur was er und seine Günstlinge wollen, vor allem wenn es um die Frage geht, wohin das Geld fliesst, das im Land erwirtschaftet wird. Und wer den Kampf verliert, dem macht man den Prozess. So etwa in Kurzform die Hauptmerkmale einer Bananenrepublik. 

Das trifft ganz offensichtlich auf Venezuela und auf den Kongo zu: Da balgen sich doch gerade Maduro und Guaidò beziehungsweise Tshisekedi und Fayulu um das jeweilige Präsidentenamt. Jeder behauptet, selber der richtige und der andere der falsche zu sein. Jeder droht dem anderen mit Verhaftung und Prozess. Jeder freut sich schon darauf, im Fall des Sieges möglichst viele Steuergelder an sich und seine Günstlinge zu verteilen, die ihn ja auch deshalb gewählt haben. Ganz abgesehen vom Grundsatzproblem, dass die Wahl durch die Anhänger einer solchen Günstligspartei nicht die geringste Legitimation verschafft, das ganze Land zu regieren. Wie gesagt: Typisch Bananenrepublik.

Und Deutschland? Da balgten sich doch bei den letzten Wahlen die Clans der Schwarzen und der Gelben und der Grünen und der Roten und anderer Farben um die höchste Macht im Land. Jeder dieser Clans behauptete, selbst der richtige und alle anderen die falschen zu sein. Das hinderte einige allerdings nicht daran, sich ungehemmt mit Gegnern zu verbünden, bloss um sich die Macht zu sichern. Einem unterliegenden Clan, den Blauen, macht die siegreiche Machtkoalition nun prompt den Verfassungsprozess. Zudem ist sie fleissig daran, gigantische Mengen von Steuergeldern in Oeko-, Sozial- und Korrektheits-Programme ihrer Günstlingsparteien zu stecken. Ganz abgesehen vom Grundsatzproblem, dass die Wahl durch die Anhänger solcher Parteien nicht die geringste Legitimation verschafft, das ganze Land zu regieren. Wie gesagt: Typisch Bananenrepublik. 

Die Schweiz übrigens, aus der ich komme, ist auch nicht besser – eine typische Bananen-Eidgenossenschaft!


Zurück zu den Medien